|
Ein musikalisches Schauspiel
Personen: Königin Petra Elisa SaulLeonce:
Dominik Schnellbacher Leon, Freund von Leonce: Alex Gröschl Lennard, Freund von Leonce: Sven Lakenbrink Luis, Freund von Leonce: Bahtiyar Bozkurt
Lukas, Freund von Leonce: Mario Sattler Lena: Ilka Wöber Lea, Freundin von Lena: Mirjam Webster Leoni, Freundin von Lena: Stefanie Glimm
Valeria: Mirka Hofferberth Verena, Feundin von Valeria: Elisa Saul Viviane, Freundin von Valeria Gamze Karaca Rosetta. Gamze Karaca
Regie: Eleonora Venado
Kostüme: Corina Bock und die H10 Bühne: Corina Bock und die H10 Tänze: Denis Klotz
Musik: Seyhan Kart, Jürgen Hofmann
Trompete: Jochen Reeg Keyboard: Mario Sattler
Technik: Thomas Venado, Jochen Reeg, Frank Wiesner 1836 – Januar Der Stuttgarter Cotta Verlag schreibt einen Wettbewerb für „das beste ein- oder zweiaktige Lustspiel“ aus. Der Preis beträgt 300 Gulden und der Einsendeschluß ist der
1. Juli. Am 31. Mai beginnt Georg Büchner seine Arbeit an dem Stück „Leonce und Lena“, das Manuskript trifft verspätet am 3.7. in Stuttgart ein und wird wegen Überschreitung des Termins“ nicht mehr zur Concurrenz
zugelassen“. Büchners Werk entstand vor 165 Jahren.Das Stück erzählt die Geschichte der gelangweilten Prinzessin Lena vom Reiche Popo, die vor der Heirat mit dem Prinzen Leonce vom Reiche Pipi
davonläuft und doch eben diesem auf ihrer Flucht begegnet. Beide verlieben sich, ohne von der Identität des anderen zu wissen. Ihr Versuch, dem vorbestimmten Schicksal zu entgehen, erweist sich als Vollzug des selben.
Büchner nutzt diese Geschichte als Folie, um vor allem ein Lebensgefühl zwischen Utopieverlust und Perspektivlosigkeit zu transportieren. Er erzählt von Menschen, die in einer gefrosteten Welt ihre Gefühle von
Weltschmerz, Übersättigung und Langeweile kultivieren. Während der Niederschrift schrieb Büchner an seinen Freund Karl Gutzkow: Ich glaube man muß....die abgelebte moderne Gesellschaft zum Teufel gehen
lassen. Zu was soll ein Ding, wie diese, zwischen Himmel und Erde herumlaufen? Das ganze Leben derselben besteht nur in Versuchen, sich die entsetzlichste Langeweile zu vertreiben. Sie mag aussterben, das ist das einzig
Neue, was sie noch erleben kann. „Dieser Büchner war ein toller Hund. Nach kaum 23 oder 24 Jahren verzichtete er auf weitere Existenz und starb. Es scheint, die Sache war ihm zu dumm (...) Büchner, das
war ein Revolutionär vom reinsten Wasser.“ Alfred Döblin, 1921 Büchners Züricher Freund Wilhelm Schulz zeichnet Büchner als Dramatiker, der durch die Fähigkeit geglänzt habe „bald tragisch erschütternde
Auftritte, bald seltsamste und lustigste Verwicklungen nur so als beiläufige Zugabe zur Unterhaltung zu improvisieren.“ So singt in der ersten Szene Valerio das Lied: Hei, da sitzt e Fleig an der Wand! Das erschien
ebenso unproblematisch wie unbedeutend, bis ein Interpret vor kurzem entdeckte, dass dieses Lied unter Frankfurter Revolutionären gesungen wurde, sobald ein Polizeispitzel den Raum betrat. Man hat
Leonce und Lena ein Lustspiel der Langeweile genannt. Im Lustspiel, wie in der Realität ist Langeweile ein Stimulus der Phantasie, der Träume vom Besseren. So läßt Büchners Danton (Dantons Tod) sich darüber wundern,
dass die Leute, statt sich die Köpfe einzuschlagen “nicht auf der Gasse stehn bleiben und einander ins Gesicht lachen. Ich meine sie müssten zu den Fenstern und zu den Gräbern heraus lachen und der Himmel müsste bersten
und die Erde müsste sich wälzen vor Lachen.“ Drei Arten von Lachen unterscheidet Büchner in seinen Briefen: Das Lachen des Spotts als Waffe gegen den Hass und den Hochmut anderer, das
Lachen dessen, der sich als Narr gibt, um sich viel Langeweile zu ersparen und das Lachen dessen, der die ernsthaften Menschenrechtserklärer mit einer heiteren Narrenrechtserklärung ärgert. |
|